Social-Media für Mittelständler: Interview mit Simon Uceda

Social-Media für Mittelständler: Interview mit Simon Uceda

Auch Mittelständler können auf Soziale Medien heute nicht mehr verzichten. Wir haben deshalb mit dem Social-Media-Berater Simon Uceda über die wichtigsten Tipps und Trends für Mittelständler gesprochen.

Teylor

Auch Mittelständler können auf Soziale Medien heute nicht mehr verzichten. Wir haben deshalb mit dem Social-Media-Berater Simon Uceda über die wichtigsten Tipps und Trends für Mittelständler gesprochen.

Simon Uceda ist eigentlich gelernter Augenoptiker. Mittlerweile öffnet er seinen Kunden aber auf ganz andere Weisen die Augen: nämlich im Internet, oder genauer gesagt, auf Social-Media-Plattformen.

Er hilft Mittelständlern dabei, ihre Social-Media-Präsenz auf- und auszubauen und neue Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei hält er digitale Plattformen für das beste Mittel, um ein Unternehmen von der breiten Masse abzuheben und Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern aufzubauen.

Gerade in der COVID-Zeit werden solche digitale Kanäle immer wichtiger. Wir haben deshalb mit Simon Uceda über Social-Media-Strategien, die Wahl der richtigen Plattform, Werbebudgets und Social Recruiting gesprochen.

Simon Uceda

Soziale Medien wie LinkedIn, Xing oder Facebook haben in den letzten Jahren im B2B-Geschäft an Bedeutung gewonnen. Sollten auch Mittelständler diese Plattformen verstärkt nutzen? Wo liegen die Chancen?

Die meisten Menschen sind heute auf digitalen und sozialen Medien aktiv. Was macht man denn, sobald im TV die Werbepause beginnt? Man packt das Handy aus und durchstöbert LinkedIn, Facebook, Instagram, etc.

Jede dieser Plattformen hat einen anderen Schwerpunkt und eine andere Nutzerbasis. Mittelständler können die verschiedenen Plattformen also nutzen, um gezielt potenzielle Kunden oder Mitarbeiter anzusprechen.

Meiner Einschätzung nach haben digitale Medien im B2B-Geschäft aber noch lange nicht genug an Bedeutung gewonnen. Gerade Mittelständler haben hier großen Nachholbedarf. Heute nutzen eigentlich nur eine paar wenige Vorreiter erfolgreich und effizient digitale Plattformen. Sie positionieren ihre Marken, gewinnen neue Kunden, und finden neue Mitarbeiter. Und genau in diesen Bereichen liegen auch die Chancen für alle B2B-Unternehmen.

Was sollten Mittelständler bei der Wahl der geeigneten Plattformen beachten? Sollte man überall präsent sein oder sich nur auf einzelne Plattformen konzentrieren?

Während meiner Zusammenarbeit mit unterschiedlichen B2B-Unternehmen hat sich gezeigt, dass ein stabiler Anfang mit einer einzelnen Plattform am besten funktioniert. Es dauert eine Weile bis Sie eine Plattform gut kennen und ihre Vorteile verstehen. Anschließend können Sie mit Ihrem neuen Know-how eine Präsenz auf weiteren Plattformen aufbauen.

Wenn Sie allerdings gleich zu Beginn versuchen, alle möglichen Plattformen gleichzeitig zu bespielen, werden Sie schnell den Überblick verlieren und an Ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Das ist dann sehr frustrierend. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit ist mir das auch passiert. Ich habe gleichzeitig versucht, eine Präsenz auf Facebook, Instagram, Xing und LinkedIn aufzubauen. Das war arbeitsaufwendig und der Mangel an Fokus hat zu suboptimalen Ergebnissen geführt. Dann habe ich LinkedIn zu meiner „Hauptplattform“ gemacht und mich komplett darauf konzentriert. Nach drei Jahren kam der HRtist PODCAST dazu und seit ein paar Monaten bespiele ich auch Facebook. Als nächsten Schritt plane ich, auf Instagram zu expandieren.

Ich habe mich damals für LinkedIn als meine erste und wichtigste Plattform entschieden, weil sich dort der Großteil meiner Zielgruppe aufhält. Mittelständler sollten bei der Wahl der geeigneten Plattform das gleiche Auswahlkriterium anlegen: Wo hält sich meine Zielgruppe online überwiegend auf?

Werbung kostet Geld, auch auf Social-Media-Plattformen. Können Mittelständler hier überhaupt mit Großkonzernen mithalten oder sind ihre Budgets zu klein, um überhaupt Aufmerksamkeit zu generieren?

Wer seine Marke bzw. sein Unternehmen auf Social Media bewerben will, der braucht vor allem gute Inhalte - das Budget ist zunächst zweitrangig. Ein Unternehmen, das mit großem Budget minderwertigen Content verbreitet, macht sich dadurch bei Kunden und „Fans“ nicht unbedingt beliebt. Aufmerksamkeit wird nur dann generiert, wenn Sie Ihrer Zielgruppe einen wertvollen Mehrwert liefern. So gewinnen Sie Ihre Zielgruppe für sich.

Auf Social-Media gilt Qualität vor Quantität. Wenige Nutzer, die Ihnen folgen, weil sie Ihre Inhalte schätzen, sind besser als viele Nutzer, die Sie mit einer bunten Werbeanzeige auf Ihre Unternehmensseite gelockt haben. Das heißt jedes Unternehmen, egal wie groß oder klein, kann durch gute Inhalte auch mit den ganz großen mithalten.

Übrigens: Auf den meisten Plattformen können Sie viele Funktionen kostenfrei nutzen, um Ihre Social-Media-Aktivitäten zu planen, zu strukturieren und umzusetzen. Zumindest am Anfang braucht es also gar nicht viel Startkapital, sondern vor allem Zeit und die richtige Strategie.

Du veranstaltest sogenannte Hrtist Labs, Workshops, auf denen du Personalverantwortlichen beibringts, wie sie Karriereplatformen wie LinkedIn oder Xing zum Rekrutieren neuer Mitarbeiter nutzen können. Wo liegen die Vorteile des “Social Recruiting” im Vergleich zu anderen Karriereplattformen wie zum Beispiel Job-Boards?

Der Arbeitsmarkt hat sich zu Gunsten der Arbeitssuchenden gewandelt. Es gibt viel mehr offene Stellen als Bewerber, weshalb Arbeitssuchende sich heute bequem aussuchen können, wo sie arbeiten wollen. Im Umkehrschluss hat sich für die Unternehmen die Art der Mitarbeitergewinnung um 180 Grad gedreht. Sie müssen jetzt aktiv auf Talente zugehen, erklären, wie sie sich von den anderen Arbeitgebern abheben und das Unternehmen als starke sowie nachhaltige Marke im Arbeitsmarkt positionieren.

Der Vorteil des Social Recruitings liegt darin, dass ich als Firma oder HR-Abteilung nicht nur aktiv suchende Kandidaten erreiche. Davon gibt es im Moment nämlich nur wenige und es werden in Zukunft immer weniger werden. Tatsächlich sind nur 30% der arbeitsfähigen Bevölkerung aktiv auf Jobsuche. Das heißt, auf einem Job-Board spricht ein Arbeitgeber 70% der potentiellen neuen Mitarbeitern gar nicht an, denn sie sehen die Stellenanzeige nicht. Auf Social Media erreicht man hingegen genau die Zielgruppe, die man gerne als Mitarbeiter im Unternehmen haben will, denn die Werbeanzeigen auf einer Social Media-Plattform ermöglichen die gezielte Ansprache potenzieller Bewerber.

Dabei müssen Arbeitgeber sich aber anders positionieren als bisher, denn Social Recruiting ist mit der traditionellen Mitarbeitersuche nicht vergleichbar. Einfach eine Stellenanzeige auf Facebook, LinkedIn oder Instagram zu posten wird nicht die gewünschten Erfolge bringen. Stattdessen muss man gezielt um Mitarbeiter werben. Ein guter Ansatz ist zum Beispiel eine Content-Strategie, die der Zielgruppe in erster Linie Mehrwert bietet und sie dadurch auf das Unternehmen aufmerksam macht.

Zuletzt noch ein Blick in die Zukunft: Welche Rolle werden Soziale Medien für Mittelständler in fünf Jahren spielen?

Im Moment ist vielen noch nicht ganz klar, welchen Nutzen eine sorgfältig geplante Social-Media-Strategie haben kann. Ich selbst bin ein gutes Beispiel: Mein Erfolg und mein komplettes Unternehmen basiert auf meiner Social-Media-Präsenz. Über diese Medien bin ich bekannt geworden, hier kommuniziere ich und hier baue ich mein Netzwerk aus. Auch die meisten meiner Kunden sind über Social-Media auf mich aufmerksam geworden. Ich habe schon seit drei Jahren keine telefonische Kaltakquise mehr gemacht. Anderen geht es genauso, ich bin mit Sicherheit kein Einzelfall.

Ich glaube auch, dass Soziale Medien die Werbung für alle Unternehmen demokratisieren werden, denn jedes Unternehmen kann ohne großes Budget Erfolge erzielen. Zu diesem Zweck sollten Soziale Medien in Zukunft auch genutzt werden. Jedes Unternehmen kann sich unabhängig von seiner Größe eine Präsenz aufbauen und immer weiter ausbauen.

Deshalb glaube ich auch, dass immer mehr Unternehmen eine interne Agentur dafür brauchen, ein Team an Mitarbeitern, das sich nur um die Sozialen Medien kümmert. Es ist nachhaltiger und effektiver, das Know-how im Unternehmen aufzubauen, statt diese Arbeiten an Externe auszulagern. Ansonsten machen sich Unternehmen von den Agenturen abhängig.

Mehr Informationen über Simon Uceda und seine Arbeit finden Sie auch hier: www.simonuceda.com